16 Januar 2019

WUT_GLUT_MUT


Heiße Gefühle & heilige Bücher
 
Alle reden von Gefühlen – aber keiner traut sich, sie zu zeigen. Außer Künstler*Innen vielleicht - die werden dafür bezahlt. Eine ganze Unterhaltungsindustrie lebt von zur Schau gestellten Gefühlen. Was früher die Wandgemälde von Michelangelo, die Mysterien des Hieronymus Bosch oder die Höllendarstellungen der Gebrüder Bruegel waren, sind heute Dokusoaps wie „Dschungelcamp“, (GNTM) „Germany next Topmodel“, (DSDS) „Deutschland sucht den Superstar“ und „Richterin Salesch“.
Außerhalb der Kunst und der Unterhaltungsindustrie wird das Zeigen von Gefühlen mit einem oftmals peinlichen Kontrollverlust gleichgesetzt. Wer sich zu großen Gefühle wie unbändige Wut, bohrender Neid, abgrundtiefe Trauer oder auch überbordende Freude bekennt, wird schräg angeschaut. Man nimmt Abstand, das macht Angst. Hier wird bei Beerdigungen nicht lauthals geweint wie in anderen Kulturkreisen – und auch nicht vor Freude auf der Straße getanzt.
Im Grund sind wir eine ziemlich gefühlsarme Gesellschaft, komplett ungeübt im Umgang mit unseren Basisemotionen, die ja im Grunde einen wesentlichen Bestandteil unserer menschlichen Existenz ausmachen. Schon im Kindergarten werden Gefühle limitiert, negativ besetzt und in Schule und Beruf haben sie nichts mehr zu suchen.

Wo ist ein Raum für Gefühle?  

Heilige Bücher aller Religionen sind voll von ihnen. Die Bibel, der Koran, die Veden oder der Thanach sind gefüllt mit heißen, glühenden, brennenden Gefühlen - Trauer, Wut, Liebe, Zorn, Neid, Überraschung, Furcht und Ekel - poetisch ausgemalt in klangvollen Bildern.
Vielleicht ist das der Grund, warum im Namen Gottes, Allahs und Jahwes so viele erbitterte Kriege und furchterregende Auseinandersetzungen stattfinden. Weil jede Art von Spiritualität große Gefühle weckt, sie zum Ausdruck bringt, sie nahezu einfordert. Und wir als komplett Ungeübte im Umgang mit großen Gefühlen können angesichts brennender Liebe und  glühendem Zorns leicht ins Schwimmen geraten.
 
 
Angst vor dem Ertrinken. 
Hesekiel 24,11
Stelle den Topf leer auf die Glut, damit er heiß wird und sein Erz glüht
und seine Unreinheit schmilzt und sein Rost abgeht!

 Hohelied 8,6
Setze mich wie ein Siegel auf dein Herz und wie ein Siegel auf deinen Arm.
Denn Liebe ist stark wie der Tod, und ihr Eifer ist fest wie die Hölle.
Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des HERRN. 
 Markus 8
Denn wer sein Leben behalten will, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert
um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird's behalten. Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele?  
 Matthäus 5,44
Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen;
tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen.
Mose 1 29,14
Fürwahr, du bist von meinem Gebein und Fleisch.
Psalm 44,6
Herr, in deinem Namen zertreten wir unsere Gegner!
 

03 Januar 2019

DIE MACHT DER SCHÖNHEIT >>> 2019

Die Schönheit des Einfachen erlebte ich 2018 In einem koptischen Klosterzentrum in Ägypten, zwischen Kairo und Alexandria mitten in der Wüste. Einfachheit in den Ritualen, dem Essen, der Einrichtung, der Beleuchtung, der Architektur. Sie zieht sich durch die gesamte Anlage, ist komplex, aber nicht kompliziert. Diese einfache, klare Ästhetik hat die Macht, meine Sinne zu beruhigen und Weitsinn zu spüren.
 
 Schönheit begegnete mir auch bei einem wunderbaren Gespräch mit dem Geschäftsführer einer großen Eisengießerei, der mir glücklicherweise die Erlaubnis erteilt hat, für eine Rauminstallation Aufnahmen von flüssigen Eisen zu machen, wenn es in eine Form gegossen wird. Ästhetik und Formschönheit seien ein deutlicher Hinweise dafür, dass Qualität und Funktionalität der Gussteile gewährleistet sein. Auch diese Gussteile sind komplex – aber nicht kompliziert.
(Kompliziert wird eine Sache ja eigentlich erst dann, wenn Handlungen gerechtfertigt werden müssen, die an sich vollkommen ungerecht, sinnlos und kontraproduktiv sind – dafür aber hochdotiert, kostspielig und  höchst spekulativ.) 
 

Wie kann ich diese einfache Schönheit, die mir in der koptischen Klosteranlage in Ägypten oder der Eisengießerei gezeigt wurde, in meinen Alltag herüberretten?
Wie gelingt ein „ästhetisch-einfaches“ Leben in einer Großstadt?
Das Herauszufinden ist doch eine schöne Aufgabe für 2019.
Ich werde berichten.

So wünsche ich uns allen ein
wunderbar einfaches,
ästhetisch aufgeladenes,
sinnberuhigtes und sinnoffenes
2019!