13 Juli 2018

GLÜCKSGEFÜHLE

„Das Leben ist zu kurz für später“, über dieses Gedankenexperiment bin ich gestolpert. Vielleicht durch meine Arbeit im Hospiz, die mir immer wieder deutlich zeigt, wie endlich das Leben ist – und wie kostbar. „Das Leben ist zu kurz für später“, so heißt das Buch, indem Alexandra Reinwarth ihre Erlebnisse und Erkenntnisse eines Selbstversuches beschreibt. Ich habe das Buch gar nicht gelesen, weiß nur so viel, dass Sie ihren fiktiven Todeszeitpunkt ein Jahr im Voraus festgelegt hat – um ein Jahr so zu leben, als wenn es das letzte wäre.

Einen eigenen fiktiven Todeszeitpunkt festzulegen, um ein Gespür für die Endlichkeit zu bekommen – dazu gehört Mut, macht Gänsehaut, geht unter die Haut.
 
Wenn ich am 13.07.2019 sterben würde, dann würde ich heute mit einem Kunstprojekt beginnen  >>>  (film up)
 
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>>> und die Matthäuspassion von J.S.Bach mit einer Koran-Rezitationen der 10. Sure verweben.
 

05 Juli 2018

MUMMENSCHANZ

Nach einer kleinen Pause – in der eine Reise nach Anafora in Ägypten, ein Aufbau der Installation ROTSEHEN auf der Nordart und eine Einladung nach Ulaanbaatar in der Mongolei meine ganze Aufmerksamkeit gefordert hat – geht es jetzt endlich weiter mit
 
DENKEN IN BILDERN
und der Frage
Warum ist das Vermummen auf Demonstrationen verboten und auf Prozessionen erlaubt?

Auf Demonstrationen muss die Identität jedes einzelnen nachgewiesen werden können. Wenn das nicht möglich ist, droht eine einjährige Haftstrafe. Das gilt jedoch nur für die Teilnehmer, nicht für die begleitenden Polizisten. Die dürfen unerkannt bleiben.
Bei Prozessionen ist das Vermummen und Verschleiern ausdrücklich erlaubt und gewünscht. Prozessionen gibt es seit tausenden von Jahren, sie sind ein wesentlicher Bestandteil vieler Religionen, eine Art ritueller Fußmarsch zu einem bestimmten Ort. Auf Prozessionen wird maskiert, verschleiert, vermummt und es entstehen große Gruppen von Menschen, die alle gleich aussehen. Rein optisch gesehen gibt es kaum noch einen Unterschied zwischen Nonnen, Mönchen Burka-Trägerinnen, und anderen Teilnehmern. Alles sieht sich zum Verwechseln ähnlich. Auf der Prozession auf La Palma zur Heiligen Woche sehen die Büßer wie Mitglieder des rassistischen und gewalttätigen Ku-Klux-Klans aus. Unter den Verschleierungen scheinen sich alle Religionen, Weltanschauungen und Überzeugungen optisch zu vermischen.
 
Die Individualität des Einzelnen rückt in den Hintergrund und es ist nicht mehr wichtig, dass wir als ein einzigartiges Wesen gesehen und anerkannt zu werden. Stattdessen werden wir Teil eines Ganzen, das in sich eine eigenständige Kraft hat und ein faszinierendes Eigenleben entwickeln kann. Eine Eigendynamik, die kaum aufzuhalten ist. Wir bekommen sie spielerisch auf Flashmobs und Critical-Mass-Aktionen zu spüren und ganz elementar dann, wenn viele Menschen etwas gemeinsam wollen und ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Besonderheiten dahinter zurückstellen.
 
Vermummte
Polizisten
Katholische Nonnen
Burka-Trägerinnen
Katholische Nonnen
Mönche Pathos
Buddhistische Mönche
Kardinäle
 
Das kann Angst machen - muss aber nicht.
 
Heilige Woche La Palma

17 Januar 2018

MENSCHEN & MUSTER


Ich bin eigentlich ganz anders, aber ich komme selten dazu.
Ödön von Horvath

Mein Tag ist geprägt von Mustern: Denkmuster, Essmuster, Glaubensmuster, Wahrnehmungsmuster, Beziehungsmuster, Tagesmuster, Bewegungsmuster. Sie ziehen eine Spur durch mein Leben und beeinflussen meine Handlungsmöglichkeiten.


Wieviel am Tag gestalte ich eigentlich noch selbst – und wieviel vom Tag ist einfach nur ein sich ständig wiederholendes Muster?

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Carpe Diem – Pflücke den Tag

03 Januar 2018

Die Kraft der Vorstellung >>> Teil I

Auf meiner 33-tägigen Pilgerreise von Pamplona nach Santiago de Compostela habe ich eines gelernt: wenn ich mein Ziel sehe – die Spitze eines Kirchturmes zum Beispiel – dann komme ich auch an, egal, wie weit es bis dahin noch sein mag. Eine Erkenntnis, die durchaus alltagstauglich ist. 

Wenn ich also eine bildliche Vorstellung von dem habe, was ich erreichen möchte, dann besteht eine gute Chance, diese auch in die Tat umsetzen zu können. Je klarer die Vorstellung, desto besser. Vorstellung meint in diesem Fall, ein konkretes inneres Bild vor Augen zu haben und/oder eine erkennbare Vision auf dem Papier zu erstellen. Für mich ist es absolut verblüffend, wie sehr sich die ersten Ideen-Skizzen meiner Installationen in der tatsächlichen Umsetzung wiederfinden. Und wie im Laufe der letzten zehn Jahre diese Art von Visualisierung immer realistischere Formen angenommen hat.
 
 
2008
 
2010

2011

2011/2014

2016/17
 

Vorstellungskraft scheint wie ein Muskel zu sein, den ich trainieren kann.
Wie stelle ich mir also 2018 vor?
 
In diesem Sinne wünsche euch ich ein wunderschön-kreatives neues Jahr
mit vielen schönen, nachhaltigen und tiefgründigen Ideen!

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Meine blog-Einträge werden mit Zeichnungen von geflüchteten Menschen begleitet,
die in Hamburg angekommen sind. Sie sind auf
Kunstaktionen vor ihren Notunterkünften entstanden.
Es ist mir eine große Ehre, dass ich dabei fotografieren durfte. DANKE!
Kinder aus den Notunterkünften malen gemeinsam an ihren Wunsch nach einem eigenen, geschützten Zuhause.