19 Juli 2017

ANAPHORA >>> das Hochgebet

Letztes Jahr im Sommer habe ich eine Veranstaltung über die Möglichkeiten und Grenzen eines interreligiösen Dialoges besucht. Mich interessiert das Thema zwischen den Religionen sehr, besonders im Hinblick auf die stetig wachsenden Gewalttaten, die im Namen Gottes–Allahs-Jahwe-Buddha-Brahma-ect früher wie heute passieren.
Auf dieser Veranstaltung bin ich von einem koptischen Bischof nach Ägypten eingeladen worden, genauer gesagt in ein koptisches Kloster, das er gegründet hat und das nahe bei Kairo mitten in der Wüste liegt. Es war eine ganz besondere Einladung für mich und sie bildet die Basis für das Kunstprojekt, an dem ich gerade arbeite. Daher bin ich trotz aller Bedenken das Wagnis eingegangen und im Mai dieses Jahres dorthin aufgebrochen.
Die koptischen Christen werden in Ägypten verfolgt, und auch während meines Aufenthaltes dort wurde ganz in der Nähe auf ein ähnliches Kloster ein Anschlag mit vielen Toten und Verletzten verübt.

„Kopte“ heißt nichts anderes als „Ägypter“. Die koptischen Christen gehören der altorientalischen Kirche Ägyptens an, eine der Ostkirchen. Sie hat sich schon sehr früh von der katholischen Kirche abgespalten und hält bis heute urchristliche Rituale lebendig.
Während meines Besuches dort habe ich junge, moderne, aufgeschlossene Mönche und Nonnen kennengelernt. Ich durfte ihre wundervoll gesungenen Liturgien miterleben und die einfache und trotzdem unglaublich kostbare Schönheit dieses Ortes quasi „einatmen“.
 
Die Ruine eines koptischen Klosters.
 
Alle Religionen, ob monotheistische oder poltheistische, erzählen von dem Frieden unter den Menschen, der Freiheit des Geistes und der allgegenwärtigen Liebe Gottes. Warum gibt es gerade im Namen Gottes so viel Krieg Leid, Hass, Unfreiheit, Gewalt und Terror auf der Welt? Verpackt in wundersame Namen wie: Glaubenskrieg, Religionskrieg, Heiliger Krieg, Kreuzzüge, Inquisition, Nahostkonflikt, 30-jähriger Krieg, Nordirlandkonflikt und Dschihad (vollkommen unvollständige Liste) – man könnte meinen, dass sich fast die ganze Welt in einem Religionskrieg befindet. 
 
 
Im WWW braucht man nicht lange nach Bildern der Gewaltsuchen. Sie sind allgegenwärtig, omnipräsent und massenhaft vertreten.
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Ein junger Mann, vermutlich aus dem Irak, zeichnet Hubschrauber, die Bomben abwerfen und daneben eine Jesidische Flagge. Die Jesiden sind eine kurdisch sprechende religiöse Minderheit. Das Jesidentum, auch Ezidi genannt, entstand ca. 3000 Jahre vor Christus, ist also über 5000 Jahre alt. Seit 2014 werden Jesiden, die  im Norden des Iraks leben, auf Grund Ihres Glaubens verfolgt, versklavt, getötet oder zwangsbekehrt. Der Gott der Jesiden heißt EZNA, wobei EZ für Ich und DA für geben steht. EZNA bedeutet also: sich geben oder sich hingeben.
 
Meine blog-Einträge werden mit Zeichnungen von geflüchteten Menschen begleitet,
die in Hamburg angekommen sind. Sie sind auf
Kunstaktionen vor ihren Notunterkünften entstanden.
Es ist mir eine große Ehre, dass ich dabei fotografieren durfte.
DANKE!