09 September 2016

SERENDIPITÄT_die Magie des Zufalls

Die Naturwissenschaft mag ihn nicht besonders, den Zufall. Sie ist darum bemüht, kausale Zusammenhänge herzustellen, das Prinzip von Ursache und Wirkung zu entschlüsseln und jederzeit wiederholbare Versuchsanordnungen aufzustellen. Da ist der Zufall eher störend.

Dabei sind viele wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse dem puren Zufall zu verdanken. Im September 1928 fuhr beispielsweise der Arzt Axel Fleming in den Urlaub und ließ die gefährlichsten Keime der Klinikgeschichte in einem offenen Gefäß auf seinem Labortisch liegen. Drei Wochen später fand er in der Petrischale eine vergammelte, verschimmelte, von einem Pilz überwucherte Masse vor – ein Pilz, der später den Namen penicillium noster tragen sollte und heute aus unserem Gesundheitswesen nicht mehr wegzudenken ist. Ähnliche Zufallsgeschichten gibt es bei vielen bahnbrechende wissenschaftlichen Entdeckungen: dem Teflon, den Röntgenstrahlen, den Post-Its, des Silikons, den Teebeuteln. Selbst Amerika ist rein zufällig von Kolumbus entdeckt worden, er wollte eigentlich nach Indien.

Die Zufälle im Alltag - wenn sie denn bemerkt werden - haben etwas Einzigartiges und oftmals Unwiederbringliches: da gibt es zum Beispiel die Geschichte von der Frau, deren Portemonnaie gestohlen worden ist. In dem Portemonnaie war unter anderem ihre Pille. Und weil sie ihre Pille an dem Abend nicht mehr nehmen konnte, erwartet sie jetzt ein Kind, und sie sagt, ohne diesen Zufall würde es dieses Kind heute nicht geben. Und dass der Diebstahl eigentlich ihr größtes Glück sei, weil Sie dieses Kind jetzt bekommt.

Es gibt mit Sicherheit sehr viele wundersame kleine und große solcher Zufälle auf der Welt.
Täglich. Wenn man für einen Zufall dankbar ist – bei wem soll man sich dafür eigentlich bedanken?


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John Cage, einer der weltweit einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts,
"erwürfelte" schon 1951 die Töne seiner Komposition Change of Music
mit Hilfe von Zufallsoperationen nach dem chinesischen Orakelbuch I GING.

 
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Meine blog-Einträge werden mit Zeichnungen von geflüchteten Menschen begleitet,
die in Hamburg angekommen sind. Sie sind auf
Kunstaktionen vor ihren Notunterkünften entstanden.
Es ist mir eine große Ehre, dass ich dabei fotografieren durfte.
DANKE!
Irakischer Junge - ca. 10-12 Jahre - Erinnerung an eine lange Reise
 
 
 
 
 
PS: Serendipität sind wissenschaftliche Beobachtungen vom „Glücklichen Zufall“. Der Begriff wurde erstmals im 18. Jahrhundert verwendet und bezieht sich auf das persische Märchen „Die Drei Prinzen aus Serendip“, die viele solcher unerwarteten, unverhofften und eben zufälligen Entdeckungen gemacht haben.